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Corona Tagebuch

Wieder arbeiten gewesen. Meine Woche blockfrei ist vorbei.

Meine Schicht verlief wie eine Regelschicht. In Baden-Württemberg fährt Regio mit einem Notfahrplan. Dieser soll sicherstellen, dass verlässlich Züge fahren und das verbliebene Personal ausreicht, dies zu bewerkstelligen. Es sind ja nicht nur Lokführer involviert, sondern Werkstattpersonal, Reinigung, Ersatzteillieferungen und vieles mehr ist ja bekanntlich ausgedünnt. Das liegt nicht nur an den Bahnen, sondern auch an Dritten, wie Zulieferbetriebe.

Aber wie bereits erwähnt, meine Schicht war nicht ausgedünnt.

Es sind wohl auch nur Leute unterwegs, bei denen es nicht anders geht. Insgesamt sehr ruhig.

Und während ich in Hochdorf warten muss, fährt doch tatsächlich eine Stadtbahn aus Karlsruhe auf dem Nachbargleis ein.

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Fern der Heimat, fährt die Stadtbahn durch den Schwarzwald, über Freudenstadt nach “ich  weiß nicht wohin.”

So wurde es vom Land Baden-Württemberg bestellt.

Zu meiner mitgeführten Grundausstattung gehört mittlerweile ein kleines Fläschchen mit verdünntem Clorix.  Damit ich gegebenenfalls eine Fläche abwischen kann. Einweghandschuhe, ein paar Papierhandtücher, ein kleines Pumpspray  Desinfektionsmittel für die Hände und einen Mundschutz. Den trage ich aber noch nicht.

Vesper und Mineralwasser schleppe ich auch mehr als gewohnt mit. Wo sollte ich unterwegs noch was kaufen können oder in der Pause hingehen um einen Kaffee zu trinken.

Alles etwas umständlich zur Zeit.

Bleibt gesund.

Wochenende

Wochenende

Die letzten Tage waren hart. 4 Tage arbeiten, 1 Tag frei, 4 Tage arbeiten, 1 Tag frei, 2 Tage arbeiten, dann Wochenende.

Hart vor allem deswegen, weil Arbeitsbeginn immer so um 4 Uhr nochmal was war. Das bedeutet, man steht schon 03:20 h auf, dann mal um 03:30, dann um 03:15 h. Je nachdem wie die Schicht beginnt.

Da reicht es dann wirklich irgendwann mal.

Das ist mir jedoch trotzdem alles immer noch lieber, als von Montag bis Freitag 07:30 bis 16:30 in einem Betrieb zu sein. Da ist ja jeder Tag kaputt und außerdem ist das langweilig.

Täglich geregelte und immer gleiche Arbeitszeiten. Sehr langweilig.

Zeitumstellung

Am Sonntag ist es wieder so weit. Die Zeitumstellung und wir stellen unsere Uhren um eine Stunde auf die Sommerzeit vor.

Ich finde es schon erstaunlich, wie 1 Stunde 2 mal im Jahr so heftige Diskussionen auslösen kann. Vor allem frage ich mich, wen diese Umstellung stört ? Es gibt in D Millionen von Menschen die in Schichten arbeiten. Je nach Schichtmodell haben diese Menschen, täglich, wöchentlich oder monatlich ihre Zeitumstellung. Und zwar eine die wirklich in den Lebensrhythmus eingreift. Und das über 20, 30 oder gar 40 Jahre hinweg.

Es kann somit nur denjenigen stören, der wirklich sein Leben täglich von 06.00 Uhr bis 21.00 Uhr ausrichtet. Aber wer lebt eigentlich so geregelt ? Da kenne ich kaum jemanden. Vielleicht der Rentner von gegenüber, der den ganzen Tag nichts zu tun hat, als hinter der Gardine zu stehen und heimlich zu spicken was die Nachbarn machen ?  Oder Menschen die tatsächlich tagein tagaus von 8 – 16 Uhr hinter dem Schreibtisch sitzen müssen ? Wobei ich mangels Erfahrung  nicht weiß wie das so ist mit solchen Arbeitszeiten. Fällt einem da tatsächlich ein Stündchen früher oder später auf ? Da ist man doch täglich ausgeschlafen, wenn man immer so eine Routine hat.

Und so stellen wir die Uhr einfach wieder um und beobachten die Diskussionen darüber.

Übrigens, wer durch Schichtarbeit von der Zeitumstellung betroffen ist, hat in der Regel keinen Zeitausgleich im Stundenkonto. Die meisten goßen Unternehmen haben es so geregelt als ob nichts wäre. Weil es gleicht sich langfristig normalerweise immer wieder aus. Einmal arbeitest Du die Stunde mehr, einmal weniger. Wenn du natürlich Pech hast, erwischt es dich allerdings mehrere Jahre hintereinander ziemlich dumm.

Der arbeitet doch auch nichts

Jeder Schichtarbeiter dürfte Sprüche über einen selbst kennen, wie :

“Der arbeitet doch auch nichts” oder “Liegt den ganzen Tag nur faul rum” , “Von was lebt der eigentlich”

Diese oder ähnliche  Aussagen verbreiten gern Menschen, die  bestens darüber informiert sind, wer und wann im Nachbarhaus zu Hause ist, welchen Besuch bekommt oder sonst was den ganzen Tag macht.

Aber dieses Nachbarschafts-Mobbing kann man ganz einfach abstellen.

Bei einem dieser Extrem-Schlecht-Schwätzer habe ich 4 oder 5 Tage lang  morgens zwischen 3 und 4 Uhr geklingelt. Beim ersten und zweiten mal ging er noch an die Sprechanlage und meldete sich ziemlich verschlafen. Ich sagte zu ihm :”Hallo, nur damit du weißt, dass ich jetzt zum arbeiten gehe.” Bei der Rückkehr gegen 11.30 Uhr habe ich dann wieder geklingelt und mich zurück gemeldet.

Seit dieser Zeit mag dieser Mensch mich überhaupt nicht mehr und sieht an mir vorbei. Aber ich höre auch nichts mehr darüber, dass er mich einen Faulenzer oder sonstwie nennt.

Ähnliches hat  ein Arbeitskollege von mir gemacht. Der Herr Musiklehrer, ein Stockwerk über dem Kollegen wohnend, meinte, er müsse bis in die späte Nacht Unterricht erteilen. Wiederholtes Bitten, früher aufzuhören, ignorierte er ziemlich schnippisch.

Darauf  hat mein Arbeitskollege,  auf meinen Rat hin, auch eine ganze Woche des Nachts um 03.30 Uhr beim Musiklehrer  mehrmals geklingelt.

Dieser wußte sofort woher “der Wind weht” und beendet nun seinen Unterricht um 20.00 Uhr.

Viele Menschen, die nie in ihrem Leben Schichtarbeit geleistet haben, können sich dies natürlich nur sehr schwer vorstellen, wie die Schichterei so ist. Man arbeitet aber genauso seine 40 Stunden in der Woche, allerdings zu anderen Tageszeiten.  Und wenn der Betrieb 7/24 arbeiten lässt, ist man auch unter der Woche mal 2 oder 3 Tage zu Hause. Was andere jedoch nicht sehen wollen, ist dass der Schichtarbeiter Samstag, Sonntag oder Feiertag seinen Job macht.

Oder hat schon mal jemand darüber nachgedacht, wann die Leute frei haben, welche Sonntags die Freizeitgestaltung der Normalzeitarbeitnehmer ermöglichen ?