Der erste Zug am Morgen, muss auch von jemanden gefahren werden.
Eine alltägliche Geschichte aus dem Leben eines Lokführers.
Gegen 02:30 h dudelt der Radiowecker los. “Oh nee” denkst du, schwingst dich aber aus dem Bett, weil du willst ja schließlich deine Familie nicht aufwecken. Leise schleichst du aus dem Schlafzimmer in die Küche. Unter 3 Tassen (großen Tassen) geht schon mal gar nichts um diese Zeit. Und ein kleines Frühstück gönne ich mir auch. Einfach um den Tag trotz der Mörderuhrzeit gepflegt zu beginnen.
Danach geht´s ab ins Auto und zur Dienststelle. Die Krux an der Sache, du bist zwar der Lokführer und bei der Bahn beschäftigt, aber fährst den ersten Zug am Morgen selber. Und so bleibt nichts anderes übrig als das eigene Auto zu nehmen.
Am Einsatzort angekommen, bekommst du den Zug (Lok oder Triebwagen) von einem Disponenten zugeteilt und beginnst deinen Vorbereitungsdienst, der eine ganze Reihe von Maßnahmen, Handlungen und Sicherheitsüberprüfungen erfordert. Je nach dem, um was es sich für eine Zuggarnitur handelt, bist du dann 30 Minuten bis 60 Minuten später damit fertig und kannst dich beim zuständigen Fahrdienstleiter über Funk anmelden, dass du vom Abstellplatz an den Bahnsteig möchtest.
Und dann fährst du den ersten Zug am Morgen.
Die Bilder und das Panorama, welches dich erwarten, entschädigt dich reichlich dafür, dass du mitten in der Nacht aufgestanden warst und vielleicht geflucht hattest, weil du keinen normalen Bürojob hast.
Es sind Bilder wie diese, weshalb du dann deinen Beruf doch wieder ganz gern machst.
Der Panoramablick aus der ersten Reihe ist was besonderes. Und es begeistert selbst nach vielen Jahren immer noch, wenn der Tag beginnt.
Trainspotter mögen zwar die besseren Photografen sein, aber ich habe dafür den besseren Blickwinkel (zwinker)
Mittags um 12 bist du dann vielleicht wieder zu Hause, setzt dich bei Sonnenschein in den Garten oder auf den Balkon. Und von gegenüber beobachtet dich dann ein Rentner (und zwar der, der immer alles weiß) hinter den Gardinen versteckt und bruddelt: “Guck mal, der schafft doch auch nix. Sitzt den ganzen Tag auf dem Balkon herum” Aber darüber kannst du nur müde lächeln.