Was bleibt nach dem Lokführer Streik an Erkenntnissen ?
Meine Gedanken dazu
Erschreckend empfand ich Äußerungen von nicht wenigen Menschen in der Öffentlichkeit, die teils beleidigend waren, teil von Unkenntnis geprägt waren, aber teils auch von einer Presse geschürt wurde, die entweder dafür bezahlt wurde oder wirklich nur clever gesteuerte Propaganda übernommen hat, ohne den Verstand vor dem Druck zu benutzen.
Erschreckend empfand ich auch, dass es viele Menschen in Deutschland gibt, die ihre eigene Situation noch nicht erfasst haben. Sie werden ruhig gestellt, indem man ihnen alle 2 Jahre etwa 2- 3 Prozent mehr Lohn gibt. Haben denn alle schon vergessen, wie man vor 20 Jahren in den Betrieben miteinander umging.
Wie oft hört man denn Aussagen wie : Beim Senior Chef war es besser, man war noch Mensch, wenn man etwas falsch machte, wurde man geschimpft, danach der Fehler ausgebügelt und gut war es.
Aber heute, wirst du gleich abgemahnt, zur Schnecke gemacht, ja teilweise erniedrigt. Du sollst für immer weniger Geld immer mehr arbeiten.
Aber nun gibt es ein kleines gallisches Dorf eine Berufsgruppe die solidarisch für Verbesserungen in ihrer Arbeitswelt eintritt. Die sich nicht durch ein Tariftreuegesetz Tarifeinheitsgesetz gleichschalten lassen will, die für ihre speziellen Bedürfnisse in einem speziellen Beruf kämpft.
Ruft dies tatsächlich bei anderen Neid hervor ? Können Lokführer etwas dafür, dass es in vielen Berufen sehr schlimm aussieht, weil die Arbeitgeberseite zusammen mit der Politik es geschafft hat, den Beruf und die Belegschaften auseinanderzudividieren, so dass keinerlei Solidarität mehr existiert. Ganz gut ist dies im Blog Operation-Harakiri für die Journalistenbranche beschrieben. Und als ich das gelesen hatte, fragte ich mich, weshalb gerade dieser Berufsstand so sehr und unüberlegt auf die Lokführer in den vergangenen Tagen einprügelte.
Die meisten haben es nach meiner Einschätzung noch nicht verstanden, dass sie selbst in einer vergleichbaren Situation sind oder wollen es einfach nicht wahr haben.
Dann möchte ich hier noch mit ein paar Vorurteilen zum Beruf des Lokführers aufräumen:
Knöpflesdrücker – Glaubt mir, es sieht alles nur so leicht aus, weil der da vorne es kann.
Im Schlaf arbeiten – Er drückt seine Knöpfle scheinbar beinahe im Schlaf, weil er es kann. In Wirklichkeit ist er jedoch hell wach.
Vom Computer bald ersetzt: Möchte auch wissen, wie dies gehen soll. Rechnergesteuerte Fahrzeuge und Linien gibt es. Das sind aber immer Insellösungen, wie eine U-Bahn Strecke oder ein Skytrain-System. Also immer für sich autarke Systeme, die baulich abgeschottet sind. Auf einer freien Strecke funktioniert dies nicht und führt unweigerlich zu einem Schrotthaufen. Deutschland ist noch Jahrzehnte von einer Infrastruktur entfernt, die Lokführer durch Computer ersetzt.
Vorher gewusst : Ja, vieles vorher gewusst. Aber dass die Lohnentwicklung so rückläufig ist, wussten wir vorher nicht. Und auch die Schichtarbeit hat sich in den Arbeitszeiten drastisch verschärft.
Zum Vergleich: Ein Schichtarbeiter hat meisten seine Früh – Spät- und Nachtschichten in einem Rhythmus und zu bestimmten Zeiten. Bei einem Lokführer ändert es sich täglich. Heute meinetwegen von 04:10 h bis 15:15 h und morgen dann bereits ab 03:25 h in der Nacht bis 11:40 h, übermorgen fängt er dann abends um 22:45 h an und kommt am nächsten morgen um 07:oo h nach Hause.
Und das haut das stärkste Pferd um. Da meine ich doch, es ist mehr als gerecht, wenn man 1 oder 2 Stunden weniger pro Woche arbeiten möchte. Man liegt ja damit immer noch stundenmäßig über andere Branchen.
Zug fahren ist schnell gelernt : Da gibt es verschiedene Modelle. Einmal eine verkürzte Ausbildung von rund 8 Monaten für Umschüler und Quereinsteiger. Diese Mitarbeiter sind dann aber am Anfang nur sehr eingeschränkt einsetzbar. Zum Beispiel nur auf einer Baureihe und auf der gleichen Strecke. Soll dann später mehr dazu kommen, dauert es wieder Wochen und Monate, bis man das erlernt hat. Unter dem Strich ist diese Ausbildung nur eine kurzfrisitige Notlösung für ganz bestimmte Bereiche.
Ansonsten ist der Beruf des Lokführers eine 2,5 bis 3-jährige Berufsausbildung, bei der man normalerweise Mittlere Reife benötigt. Ausnahmen sind individuell bei entsprechender Begabung und Werdegang möglich.