Corona Tagebuch

Vergangene Nacht war das erst mal die letzte Schicht für eine Woche. Dies war schon seit Anfang des Jahres so vorgeplant und ist Teil meiner Altersteilzeit.

Somit geht es weiter in meinem persönlichen Corona Tagebuch.

Die Schicht war insgesamt sehr ruhig. Am Sonntagabend war ich nur auf der Kulturbahn mit einer Regionalbahn unterwegs durch den Schwarzwald.

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Es waren alle sehr vernünftig und vorsichtig. Die wenigen Fahrgäste hielten deutlichen Abstand voneinander und verteilten sich in dem Triebwagen.

Aber eine Ausnahme gibt es halt immer. Es tut mir leid es sagen zu müssen, aber es war wieder mal ein Jugendlicher, der es immer noch nicht gerafft hat.

Bei der letzten Fahrt steigt in allerletzter Sekunde ein vielleicht 18 -/ 19-jähriger in den ansonsten komplett leeren Zug ein. Zielsicher setzt man sich auf die Sitze hinter dem Führerstand. Holt das Taschentuch heraus und rotzelt rein. Das kann ja wohl nicht wahr sein, dachte ich. Und kurz darauf prustet er wieder in sein Papiertaschentuch.

Ich habe dann zu ihm gesagt: “Setzen Sie sich bitte woanders hin. Der Zug ist komplett leer. Da müssen Sie sich nicht so nahe hinter mich setzten”.

Die meisten kennen wahrscheinlich schon seine Antwort, noch bevor sie gelesen wurde.

Er fragte : “Warum ?”

Ich: “Weil wir in der Coronakrise sind und Abstand halten sollen.”

Er: “Ich bin nicht von Corona erkrankt. Ich habe Heuschnupfen.”

Ich: “Bitte ? Es ist mir egal, was Sie meinen. Gehen Sie bitte.”

Natürlich machte er keine Anstalten den Abstand zu vergrößern.

Ich wurde daher nachdrücklicher “Geh´sofort woanders hin. Man muss nicht infiziert sein, um andere anzustecken. Außerdem, vielleicht bin ja ich schon infiziert. Weißt du das:”

Weshalb muss man manche Jugendliche in diesem Ton anreden, damit sie es verstehen ?” Da will man höflich sein, aber das kommt mental nicht an.  Er stand dann auf und ist nach hinten gegangen.

Es mag ja sein, dass der junge Mann tatsächlich Heuschnupfen hatte und es täte mir auch leid, wenn es so ist.  Aber weshalb muss man da Diskussionen führen. Ich hätte ihn auch aussteigen lassen können. Wir haben dazu so Aussteigekarten bekommen. Dem muss er Folge leisten, sonst macht er sich strafbar. Natürlich hätte ich dann auch die Polizei anrufen müssen und geschildert, dass da einer herumrotzelt und sich die Augen reibt. Dann hätte er ein richtiges Problem gehabt.

Zum Feuerabend , auf der Fahrt nach Hause, mitten in der Nacht um 02.00 h, war ich offensichtlich der einzigste unterwegs. Und 2 Polizeiautos habe ich noch gesehen.

Und heute früh ist alles so ruhig hier im Wohnviertel. Viele Anwohner scheinen nicht bei der Arbeit zu sein, falls man dies an Hand der geparkten Autos rückschließen kann.

Man hört Staubsauger. Man hört wie sich Mütter und Töchter zanken. Die Straße ist wie ausgestorben.